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Letzte Chance

Der FC Wangen trifft im Relegationsspiel zur Fußball-Verbandsliga auf die Young Boys Reutlingen

Von Giuseppe Torremante

WANGEN – Nein, eine Verlängerung der langen Fußballsaison mit 38 Spielen hat niemand gewollt. Mehrmals hatte die Mannschaft des FC Wangen die Chance, den Klassenerhalt vorzeitig klarzumachen. Alle Möglichkeiten wurden zum Teil leichtfertig vergeben. Das 4:4 am letzten Spieltag der Verbandsliga gegen Pfullingen nach einem 4:0-Vorsprung war der Gipfel. Viele Zuschauer im Allgäu-Stadion sahen mit an, wie eine große Chance verpuffte. Es fühlte sich wie ein schlechter Traum an. Der Punktgewinn und die Niederlage von Türkspor Neu-Ulm in Friedrichshafen haben dem FCW wenigstens ein Bonusspiel ermöglicht. Am Sonntag (15 Uhr, in Leutkirch) trifft die Elf von Trainer Uwe Wegmann auf die Young Boys Reutlingen. Diesmal soll es anders laufen.
Vergangene Woche, als Wegmann seine Mannschaft einmal zum Training bat, da haben sie über das Unfassbare gesprochen. 4:0 nach 22 Minuten und am Ende das 4:4 kassiert nach 93 Minuten. Wie geht denn so etwas? Das passiert, wenn die Konzentration nachlässt. Der Gegner, der zuvor kaum in Erscheinung trat, auf einmal mit breiter Brust auftritt und innerhalb von fünf Minuten drei Tore schießt. Pfullingen dominierte die Partie in Hälfte zwei, obwohl Wangen noch gute Chancen hatte auf das 5:3. „Das war das eigentlich Tragische“, betont Günter Gollinger, Sportlicher Leiter des FCW.
Einen Matchplan im entscheidenden Spiel zu haben ist gut. Ihn aber bis zum Abpfiff des Unparteiischen durchzuziehen, das ist die große Kunst. Das muss aber der FC Wangen am Sonntag machen. Es ist die letzte Chance, auch in der kommenden Saison in der Verbandsliga zu spielen. „Die Mannschaft hat diese Woche im Training sehr konzentriert gearbeitet. Der verpasste Klassenerhalt war kein Thema mehr. Alle Spieler sind fokussiert und wollen das entscheidende Relegationsspiel in Leutkirch für sich entscheiden“, sagt Uwe Wegmann. „Die Spieler sind bereit, an ihre Grenzen zu gehen und auch darüber hinaus. Der Wille ist da“, betont der FCW-Trainer. Das war die Analyse der zwei Einheiten. Am Freitag traf sich die Mannschaft zum Abschlusstraining.
Was ist das für ein Gegner, der sich in zwei Spielen gegen die anderen Landesligisten durchgesetzt hat? „Die Young Boys Reutlingen spielen einen technisch gepflegten Fußball und haben eine sehr gefährliche Offensive“, sagt Wegmann. Spielertrainer Yasin Yilmaz bevorzugt ein 3-5-2-System. Im Mittelfeld hat er in Tim Jäth einen guten Passgeber, der die Stürmer Aleksandar Krsic und Panagiotis Nakos immer wieder sucht. Beide Angreifer wissen, wo das Tor steht. „Es ist eine spielstarke Mannschaft, aber wir haben unsere Mittel, um am Sonntag am Ende als Sieger den Platz zu verlassen“, sagt Günter Gollinger.
Trotzdem warnt er die Elf des FCW, sich keine leichtfertigen Ballverluste zu leisten. „Darauf wartet Reutlingen.
Dann geht es ganz schnell“, meint Gollinger. Deshalb erwartet er von seiner Mannschaft von Beginn an ein konzentriertes Auftreten. Sehr aggressiv den Gegner unter Druck setzen, Ballverluste erzwingen und Chancen kreieren. Das Runde muss aber ins Eckige, sonst nützt der ganze Aufwand nichts.
Die Mannschaft des FC Wangen hat in der Verbandsliga 47 Punkte geholt und dabei jede Menge Endspiele bestritten. Sie weiß, was am Sonntag auf sie zukommt und kennt Wege, Spiele für sich zu entscheiden. Wichtig wird es auch sein, ob die Spieler von Beginn die Nerven unter Kontrolle haben. Es werden viele Zuschauer da sein und laut Wetterbericht wird es nicht mehr so warm wie am vergangenen Sonntag (3:0-Sieg der Young Boys gegen Olympia Laupheim bei 37 Grad), aber immer noch warm genug, dass man seine Kräfte einteilen sollte. „Wir bestreiten solche Spiele nicht das erste Mal. Wir kennen das Prozedere und deshalb schaffen wir das.“ Das hatte Kapitän Simon Wetzel vor dem letzten Spieltag gegen Pfullingen gesagt. Es traf aber nur 45 Minuten zu. Diesmal soll über 90 Minuten der Kampf angenommen werden. Der FC Wangen darf sich keine Nachlässigkeiten leisten. Sonst droht der Abstieg. „Das wollen wir mit aller Macht vermeiden“, betont Gollinger.
Wangens Trainer Wegmann kennt solche Situationen und weiß, welche Ratschläge er seinen Spielern mit auf den Weg geben muss. Die Worte und die Umsetzung sind aber zwei Paar Stiefel. Das wissen alle Beteiligten. Aber alle haben ein gemeinsames Ziel: Auch in der Saison 2022/2023 in der Verbandsliga aufzulaufen. Dafür will die Mannschaft alles tun. Auch wenn der Gegner richtig stark ist.