„Ich werde definitiv nicht mehr spielen“
Okan Housein (li. gegen den SV Ochsenhausen) beendet seine Karriere beim FC Wangen. (Foto: Josef Kopf/Archiv)
Okan Housein zählt zu den besten Fußballern der Region. Der Unterschiedspieler schnürt am Samstag bei Srbija Ulm (13.30 Uhr) zum letzten Mal die Fußballstiefel für den FC Wangen.
Autor: Giuseppe Torremante
Okan Housein spielte seit der Jugend beim FC Wangen. Er hat die Allgäuer trotz guter Angebote aus dem In- und Ausland nie verlassen, hielt seinem Herzensverein immer die Treue, egal in welcher Liga. In der Verbandsligasaison 2020/21 erzielte er 18 Tore und bereitete acht Treffer vor. Bislang traf er in dieser Landesligasaison 16-mal und gab sieben Torvorlagen. 15 Jahre war Housein für den FCW aktiv. Der FC Wangen tritt am letzten Spieltag der Saison beim FC Srbija Ulm an. Die Partie wurde auf Samstag, 13.30 Uhr, vorverlegt. Im Hinspiel siegten die Allgäuer mit 4:1. Für Okan Housein ist es das letzte Pflichtspiel für den FC Wangen. Danach beendet er seine Karriere als Fußballer. Die Region verliert einen außergewöhnlichen Spieler.
Herr Housein, wann reifte bei Ihnen die Entscheidung, dass Sie mit der schönsten Nebensache der Welt aufhören?
Es war bereits während der Corona-Zeit. Damals durften wir weder trainieren noch spielen. Durch die Geburt meiner Tochter habe ich festgestellt, dass es neben dem Fußball eine andere, ebenfalls sehr schöne Welt gibt. Im vergangenen Sommer, als ich immer wieder Oberschenkelprobleme auskurieren musste, bin ich in mich gegangen und habe entschieden: Das ist deine letzte Saison beim FC Wangen.
Gibt es ein Zurück, wenn der FC Wangen Sie braucht?
Nein. Ich werde definitiv nicht mehr spielen. Da ich in Zukunft kaum noch trainiere und ich gewisse Ansprüche an mich selbst habe, kann das nur schiefgehen. Ein untrainierter Okan Housein hilft keiner Mannschaft.
Beim letzten Heimspiel gegen Heimenkirch (4:0-Sieg) gelang Ihnen wieder ein Traumfreistoß. Warum mussten die Fans so lange auf diesen Moment warten?
Mein letztes Freistoßtor ist lange her. Es war in der vergangenen Saison beim 2:2 in Mietingen. Wenn der Gegner die Mauer gut stellt und der Torwart einen Riecher hat, dann ist es nicht einfach, Freistöße zu verwandeln. Als Spieler brauchst du auch das Glück. Das hatte ich gegen Heimenkirch bei meinem Abschied vor heimischem Publikum. Es war umso schöner.
Sie zählen zu den Spielern, die auf dem Platz und neben dem Platz für den Fußball leben. Das heißt, Sie lassen kein Training aus, spielen, wenn Sie gesund sind, gehen nicht während der Runde in den Urlaub. Wie beurteilen Sie die jungen Nachwuchskicker, die oftmals andere Schwerpunkte in ihrem Leben haben?
Da bin ich zwiegespalten. Für mich kam das nie infrage, während der Saison in den Urlaub zu gehen oder Spiele zu verpassen, wenn ein Familienmitglied Geburtstag hat. Da bin ich mir immer treu geblieben. Ich war viel da, habe aber auch viel verpasst. Die jungen Spieler haben heute andere Möglichkeiten, aber auch Angst, dass sie im Leben etwas verpassen. Ich verstehe das gut. Allerdings lebt ein Mannschaftsport davon, dass alle mitziehen. Der einzelne Spieler hat auch eine gewisse Verantwortung, die anderen nicht im Stich zu lassen. Das ist meine persönliche Meinung.
Ihre fußballerischen Qualitäten sind anderen Vereinen nicht verborgen geblieben. Warum haben Sie den FC Wangen nie verlassen? Angebote waren ja da.
Für mich hat es beim FC Wangen immer gepasst. Ich hatte mit der Mannschaft immer viel Spaß. Vielleicht hat mir auch der Mut zum Wechseln gefehlt. Die Angebote kamen immer zur falschen Zeit. Mir war ein guter Schulabschluss wichtig. Ebenfalls das Staatsexamen für meinen Beruf als Physiotherapeut. Deshalb habe ich mich dagegen entschieden, habe es aber nie bereut.
Es gab sicherlich Höhepunkte und Nackenschläge in Ihrem Fußballerleben. Welches war der schönste Moment, worauf hätten Sie rückblickend verzichten können?
Es waren alle Meisterschaften, die ich mit dem FC Wangen in der Jugend oder als Aktiver feiern durfte. Ein Spiel in der Verbandsliga gegen Albstadt ist mir noch gut in Erinnerung geblieben. Da war ich als junger Spieler im Kader und nur mit einem Sieg hätte der FC die Klasse gehalten. Am Ende siegten wir mit 3:2 nach 0:2 und ich erzielte zwei Tore. Auf die Abstiege hätte ich verzichten können und ich habe auch viele blöde Rote Karten bekommen. Es war für mich ziemlich frustrierend, gesperrt zu sein und auf dem Platz nicht mithelfen zu können. Das hätte ich mir selber ersparen können.
Sie haben gegen Heimenkirch die Mannschaft als Kapitän aufs Feld geführt. Wie kam das?
Unser Kapitän Simon Wetzel fragte mich in der Kabine, ob ich die Binde in meinem letzten Heimspiel tragen möchte und das hat mich sehr gefreut. Es war für ihn eine Ehre, für mich aber auch.
Bleibt Okan Housein dem FC Wangen in irgendeiner Funktion erhalten?
Eines kann ich schon mal ausschließen: Ich werde weder bei der Jugend noch bei den Aktiven als Trainer an der Außenlinie stehen. Gespräche laufen, dass ich die medizinische Abteilung des FC Wangen in Zukunft unterstütze. Bei den Heimspielen werde ich auch da sein, mehr aber nicht.