FC Wangen

Die zwei Gesichter des FC Wangen

Zu selten hatte der FC Wangen in der Aufstiegsrunde der Landesliga Grund zum Jubeln, wie hier Okan Housein gegen Heimenkirch. (Foto: Josef Kopf)

Sieben Punkte fehlten zum Titel, fünf zum Relegationsplatz – der FC Wangen beendete die Saison der Fußball-Landesliga auf Platz vier. Es wäre mehr drin gewesen.

Autor: Giuseppe Torremante

Adrian Philipp, Trainer des TSV Heimenkirch, sagte vor dem Derby gegen Wangen: „Der FC hatte lange Zeit das Momentum auf seiner Seite. Dann war es nicht mehr da und die guten Ergebnisse blieben aus.“

Die Mannschaft von Trainer Joachim Baur begeisterte die Zuschauer mit einem erfolgreichen Offensivspiel. Alles wirkte leicht, die Tore fielen zwangsläufig. Die Gegner waren verblüfft über so viel Qualität. Der Höhepunkt der Qualifikationsrunde war das 5:0 im Allgäu-Stadion gegen den späteren Meister VfB Friedrichshafen. Aber auch in diesem Spiel hatten die Gäste nach der Pause zwei dicke Chancen, um das Spiel spannender zu gestalten. Das Glück war aber aufseiten des FC Wangen. 26 Punkte, keine Niederlage, Platz eins vor dem VfB – die Hoffnung auf den Aufstieg in die Verbandsliga Württemberg war realistisch. Die Spieler und das Trainerteam hatten geliefert.

Das Bild änderte sich aber in der Aufstiegsrunde und die Zuschauer erlebten die zwei Gesichter des FC Wangen. Die Allgäuer hatte am Ende wieder 26 Punkte, das reichte aber nur zu Platz vier. Besser waren die SSG Ulm 99, der FC Blaubeuren und der Meister VfB Friedrichshafen. Vergleicht man die Spiele des Meisters und des FC Wangen, stellt man fest, dass sich der VfB fast keine Blöße gab. Vor allem zu Hause war die Mannschaft des scheidenden Trainers Michael Steinmaßl eine Macht. Der FC Wangen hinkte hinterher, kam nicht mehr in den Genuss von Siegen. Acht Unentschieden standen am Ende auf der Habenseite. Ratlosigkeit machte sich breit. Was hatte Friedrichshafen besser gemacht? Gegen Mannschaften wie Reinstetten und Riedlingen holte der VfB viermal die volle Punktzahl, die Mannschaft von Joachim Baur schaffte nur fünf Zähler. Vier Siege in diesen Partien, und der FC Wangen wäre mit 33 Punkten mit dem VfB gleichauf gewesen.

Und warum lief es nicht mehr so rund? Das Hauptproblem des FC Wangen war die mangelnde Chancenverwertung. In der Qualifikationsrunde erzielten Simon Wetzel (11), Okan Housein (6), David Wessle (6) und Magnus Pfeiffer (3) 26 der 35 Treffer. Pfeiffer verließ den FC Wangen im Oktober, weil er in Frankfurt am Main ein Studium begann. In der Aufstiegsrunde blieb David Wessle ohne Tor. Simon Wetzel erzielte nur drei Treffer. Einzig Okan Housein traf elfmal. „Wir haben in manchen Spielen alles vermissen lassen, was uns vorher ausgezeichnet hat, haben eine Vielzahl von guten Möglichkeiten nicht verwertet“, sagt FCW-Kapitän Simon Wetzel. „Es haben in vielen Partien die letzten paar Prozente gefehlt, um drei Punkte zu holen, die Coolness vor dem Tor war nicht mehr da. Das Spielglück hatte uns verlassen“, betont er.

Ein weiterer Grund könnte die Diskussion um Joachim Baur gewesen sein. Laut Vorstandschaft und scheidendem Trainer hat diese die Mannschaft verunsichert. „Wir hatten zu viel Unruhe im Team und im Umfeld. Wir haben den Vertrag mit Joachim Baur deshalb nicht verlängert, weil die Gehaltsforderungen zu hoch waren. Unser nachgebessertes Angebot hat er abgelehnt“, sagt FCW-Chef Ralf Hartmann. „Am Ende war es die fehlende Wertschätzung meiner Arbeit, die mich zu diesem Schritt bewegte. Für meine geleistete Arbeit hätte ich mehr erwartet. Die Unruhe im Team und im Umfeld kann ich bestätigen“, betont Joachim Baur. Ihm habe die Rückendeckung der Verantwortlichen gefehlt, obwohl die sportliche Bilanz in den eineinhalb Jahren positiv war.

Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“ hat die Mannschaft auf ein Zeichen gewartet. Vier Wochen lang ließ man die Spieler im Unklaren. Bleibt Baur oder kommt ein anderer Trainer? In dieser Zeit (März bis Mitte April) gewann die Mannschaft eine Partie (4:1 gegen Srbija), spielte aber dreimal Unentschieden. „Ohne diese Unruhen hätten wir um die Meisterschaft gespielt“, sagt Ralf Hartmann. Der Trainer habe seiner Meinung nach zu hoch gepokert. Mitte April folgte die Nachricht, dass der FC Wangen den Vertrag mit Joachim Baur nicht verlängern werde.

Diese Frage sei erlaubt: Sind die Spieler des FC Wangen nicht mündig genug, um solche Situationen auszublenden und sich komplett auf den Spielbetrieb zu konzentrieren? Denn egal, wer Trainer ist oder an der Spitze der Vorstandschaft steht: Es zählt einzig und allein der Verein. Personen kommen und gehen, der Verein bleibt. „Es macht schon etwas mit einem, wenn es im Umfeld nicht so rund läuft“, sagt Simon Wetzel. Der Kapitän, der ein Ausnahmespieler ist, spürte am eigenen Leib, was es bedeutet, wenn die Leichtigkeit beim Torabschluss fehlt. „Dann trifft man oft falsche Entscheidungen“, betont er.

Für die neue Saison hat der Kapitän einen Wunsch: „Ich hoffe, dass wir mit dem neuen Trainer Safet Hyseni einen Übungsleiter geholt haben, der bei uns länger arbeiten kann, um seine Ideen zu verwirklichen.“ In den vergangenen Jahren musste Candy Decker (Verbandsliga) vorzeitig gehen, genauso wie Markus Steidle (Landesliga). Der Wunsch des Kapitäns ist nachvollziehbar.