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Das Spielglück ist zurück

Nach drei Niederlagen in Folge feiert Fußball-Verbandsligist FC Wangen einen 4:1-Sieg gegen Fellbach

Von Giuseppe Torremante

WANGEN – Nach dem Schlusspfiff der Fußball-Verbandsliga-Partie zwischen dem FC Wangen und dem SV Fellbach waren zwei Gemütslagen zu besichtigen: Die Gastgeber feierten nach drei Niederlagen in Folge wieder einen Sieg, die Gäste verstanden dagegen die Welt nicht mehr. 1:4 hieß es aus Fellbacher Sicht, die Partie hätte aber durchaus anders laufen können.
Definiere Spielglück: Mannschaft A trifft, egal wie klar die Chancen sind. Team B versucht dagegen alles, doch der Ball geht am Tor vorbei, trifft das Gebälk oder ist eine sichere Beute des gegnerischen Torhüters. Im Nachholspiel am vergangenen Mittwochabend an gleicher Stelle gegen Tübingen hatte Wangens bester Torschütze Okan Housein das 3:2 auf dem Fuß. Der Ball ging an den Pfosten und nach einem schnellen Konter stand es 3:2 für die Gäste. Die Partie endete 4:2 für Tübingen.
Am Samstag war es dagegen der FC Wangen, der das Glück des Tüchtigen hatte. Ohne die erkrankten Außenverteidiger Mateo Bukvic und Jonas Müller rannten die Spieler von Trainer Uwe Wegmann 25 Minuten lang den Gästen hinterher. Der überragende Leon Braun war überall zu finden und hatte auch immer den Blick für seine Nebenleute. Nach 24 Minuten vergaben die Gäste ihre erste große Chance. Justin Schumacher verschätzte sich bei einem Ball, Braun nahm das Leder mit, schoss aber am Tor vorbei. Nur eine Minute später eroberten die Gäste einen Ball und dann ging es schnell. Niklas Koroll spielte zu Fabijan Domic, doch dieser setzte den Ball aus wenigen Metern ebenfalls neben das Tor. Statt 2:0 hieß es immer noch 0:0 zwischen Wangen und Fellbach.
Nicht unerwähnt bleiben sollte eine Szene in der 19 Minute. Nach einer Flanke von Tolga Korkmaz, die zu Michael Schmid hätte kommen sollen, prallten Fellbachs Torhüter Philipp Gutsche und Mitspieler Benito Baez Ayala zusammen. Wangens Kapitän Simon Wetzel nahm den Abpraller an und schoss das Runde ins Eckige. Der Unparteiische pfiff die Situation ab, zum Entsetzen der Heimmannschaft sah er ein Foulspiel am Fellbacher Torhüter (19.). Nur acht Minuten später gab es wieder eine knifflige Situation. Leon Braun hatte nach Meinung seines Gegenspielers Kaan Basar ihn mit der Faust auf die Brust geschlagen. So richtig hatte niemand die Szene genau gesehen, auch nicht das Schiedsrichtergespann. Andreas Wieczorek gab dem Fellbacher Leon Braun die Gelbe Karte. Aber wofür? Sechs Minuten vor der Pause kehrte das erhoffte Spielglück zum FC Wangen zurück. „Nach schwierigen ersten 25 Minuten hatten wir mehr Zugriff und gingen verdient in Führung“, sagte Uwe Wegmann. „Wir hatten in Hälfte eins 25 Minuten lang mehr vom Spiel. Dann musst du dich belohnen, ein Tor erzielen. Das fiel dann auf der anderen Seite“, meinte Fellbachs Trainer Ioannis Tsapakidis.
Mit dem ersten gelungenen Spielzug belohnte sich Wangen mit dem 1:0. Florian Kohlhund bediente seinen Kapitän Simon Wetzel und dieser passte zu Tolga Korkmaz, drin war die Kugel (39.). In der Rückrunde war es das erste Mal, dass Wangen in Führung ging. Simon Wetzel (41.) und Okan Housein (44.) hatten noch vor der Pause Chancen für weitere Treffer.
Nach Wiederbeginn blieb das Spielglück auf der Seite des FC Wangen. Fellbach wirkte angeschlagen, Wangen war dagegen hellwach. Kaan Basar erhöhte mit einem Schuss aus gut 25 Metern auf 2:0 (51.). Die Fußballwelt war im Allgäu nach den Nackenschlägen zuvor (0:1 gegen Calcio, 2:4 gegen Tübingen) wieder in Ordnung. Fellbach versuchte wieder mehr Spielanteile zu bekommen, aber die Platzherren verteidigten geschickt. Der starke Leon Braun und der schnelle Flügelflitzer Niklas Hofmeister probierten vieles, aber ohne Erfolg. Diesen hatte der FCW. Nach Balleroberung spielte Okan Housein Außenverteidiger Florian Kohlhund an und dieser sah den besser postierten Enes Demircan (kam nach 70 Minuten für Alessandro Riedle). Mit einem Flachschuss ins Eck überwand Demircan Fellbachs Torhüter (78.).
Nur zwei Minuten später kehrte das Spielglück für eine kurzen Augenblick zum SV Fellbach zurück. Der ebenfalls eingewechselte Mikail Arslan (kam in der 46. für Niklas Koroll) spielte Leon Braun frei und der beste Fellbacher ließ mit einem feinen Schuss Julian Hinkel im Wangener Tor keine Chance. „Noch zehn Minuten“ schrien die Fellbacher und machten sich noch Hoffnung auf einen möglichen Punktgewinn. Einen Strich durch die Rechnung machte ihnen Okan Housein. Nach einem Foul von Niklas Greß an Tolga Korkmaz gab es 25 Meter vor dem Tor zentral einen Freistoß. Housein nahm Maß und zirkelte den Ball ins obere Dreieck zum 4:1 für Wangen. „Uns ist es endlich gelungen, die Chancen zu nutzen. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder das Gesicht gezeigt, was uns in der laufenden Saison auszeichnet“, betonte Wegmann.
„Wir haben intern einige Probleme und diese gehen an der Mannschaft nicht spurlos vorüber. Das haben die Zuschauer heute in der zweiten Halbzeit gesehen“, meinte dagegen Ioannis Tsapakidis. Ab 1. Juli wird Mario Marinic neuer Trainer des SV Fellbach (zuletzt spielte er zehn Jahre für die TSG Backnang). Tsapakidis, der noch bis 2023 Vertrag hat, wird als Sportlicher Leiter Ende der Saison abgelöst. Beide Entscheidungen stoßen nicht überall auf Gegenliebe.