Die Mannschaft von Candy Decker hat in der Fußball-Verbandsliga kein Spielglück

Von Giuseppe Torremante

Nagold – Es gibt in den Ballsportarten Niederlagen, die akzeptiert eine Mannschaft, weil der Gegner einfach besser ist, mehr Qualität hat und viele Dinge einfach gut löst. Dann passieren Nackenschläge, die sich keiner so richtig erklären kann. Das 1:3 des FC Wangen beim VfL Nagold ist ein gutes Beispiel dafür, dass nach dem Schlusspfiff des Unparteiischen bei der unterlegenen Mannschaft nur Ratlosigkeit herrschte. „Wir müssen vor dem 0:1 mit 2:0 oder sogar 3:0 führen. Die Chancen waren da“, sagte ein fassungsloser Candy Decker, Trainer des FC Wangen. Auch wenn es komisch klingt: Der FCW war trotz Niederlage die bessere Elf.

Wenn der Zweitletzte den Drittletzten auf einem kleinen Kunstrasenplatz erwartet, so kann man davon ausgehen, dass es ein Kampfspiel gibt, mit vielen Unterbrechungen. Die ersten 19 Minuten in Nagold verliefen völlig anders. Der FC Wangen spielte wieder mit Simon Wetzel, Jan Gleinser und Okan Housein. Von Beginn an gab es für die Gäste nur ein Ziel: Das Runde muss ins Eckige des Gegners. David Stojak, Oktay Leyla, Jan Gleinser und Okan Housein hatten in den ersten 19 Minuten beste Chancen, um ihre Mannschaft deutlich in Führung zu bringen. Irgendwie hatte sich an diesem Nachmittag aber etwas gegen die Allgäuer verschworen.

In Fachreisen spricht man von Spielglück. Das hatten nämlich die Platzherren, die gar nicht wussten, warum sie auf einmal in Führung lagen. Nach einem Eckball von David Weinhardt brachten die Spieler des FC Wangen den Ball nicht richtig aus der Gefahrenzone. Vom 16er schoss Christos Thomaidis einfach mal, traf den Ball perfekt. FCW-Torwart Marcel Maier fehlten ein paar Zentimeter, um das Runde zu entschärfen. „Ich habe den Ball noch an meinen Fingern gespürt“, sagte er. Das Leder flog ins Lattenkreuz (19.). Freude auf der einen Seite, Fassungslosigkeit auf der anderen. „Wir haben nach dem Rückstand gut reagiert, weiter Druck gemacht“, meinte Decker. VfL-Torhüter Maksim Hoelper rettete gleich nach dem Anpfiff mit einem Fuß gegen den durchgebrochenen David Stojak.

Es waren aber die Gastgeber, die nach weiteren sechs Minuten wieder jubelten. Johannes Fleischle nutzte einen Ballverlust der Allgäuer und war, erneut vom 16er, mit einem Flachschuss erfolgreich. Zwei Schüsse aufs Tor, zwei Treffer, was für eine Bilanz nach 25 Minuten. Danach hatten die Gäste etwas Mühe, wieder den Rhythmus zu finden. Acht Minuten vor der Pause jubelte dann auch der FC Wangen. Einen Schuss von Oktay Leyla ließ der VfL-Torhüter zur Seite abklatschen, Jan Gleinser war erfolgreich (37.).

Die zweiten 45 Minuten waren dann ein einziger Sturmlauf des FC Wangen. Zu Beginn hatte die Elf von Candy Decker bei einem Kopfball von Admir Osmicic (Eckball Burak Tastan) Glück, als das Leder knapp über die Latte ging. Der FC-Trainer hatte bereits zur Pause Daniel Wellmann für David Stojak gebracht. Enes Demircan kam nach 65 Minuten für Erik Biedenkapp. Dann folgte die Phase, in der der FC Wangen immer am Ausgleich dran war. Beste Chancen wurden erneut vergeben. Der VfL Nagold verteidigte mit großer Leidenschaft, hatte bei Flanken immer ein Körperteil dazwischen. „Vielleicht fehlte uns vor dem Tor die letzte Überzeugung“, betonte Daniel Wellmann, der wieder im Angriff spielte. „Wir haben alles versucht. Die Mannschaft hat über 90 Minuten ein gutes Spiel gezeigt. Ich bin einfach nur noch sprach- und ratlos. Vielleicht ersetze ich im Training die taktischen Übungen durch konsequentes Torschusstraining“, sagte Candy Decker.

Es gibt im Fußball, bei Amateuren oder Profis, für solche Situationen keine Erfolgsrezepte. Das Runde muss ins Eckige und dann kommt auch das Selbstvertrauen wieder. So wie bei den Gastgebern. „Der Gegner hat heute vor dem Tor viel liegen lassen. Wir hatten großes Glück, aber drei Punkte, sind drei Punkte“, betonte VfL-Trainer Armin Redzepagic. Das 3:1 kurz vor Schluss nach einem Konter war nur noch Makulatur.

Durch den Sieg des VfL haben beide Mannschaften in der Tabelle die Plätze getauscht. Nun gilt es für die Spieler des FCW im Training weiter zu arbeiten und sich das nötige Selbstvertrauen zu holen. Candy Decker ist nicht zu beneiden.

VfL Nagold – FC Wangen 3:1

Tore: 1:0 Christos Thomaidis (19.), 2:0 Johannes Fleischle (25), 3:1 Jan Gleinser (37.), 3:1 Gianluca Trianni (90+3) – Zuschauer 100 – Schiedsrichter: Niklas Straßer – FC Wangen: Maier, Holzapfel, Gleinser, Wetzel, Metzen, Housein, Pfeiffer (80., Korkmaz), Schumacher, Leyla, Biedenkapp (65., Demircan), Stojak (46., Wellmann)