Wangener Co-Spielertrainer wird Assistent des U19-Bundesligisten
Von Michael Panzram
WANGEN – Bei den Abgängen des Fußball-Verbandsligisten FC Wangen müsste der Name Alessandro Riedle eigentlich zweimal auftauchen. Mit dem 30-Jährigen verlieren die Wangener nämlich nicht nur einen wichtigen Spieler, sondern auch ihren Co-Trainer, der an der Seite des ebenfalls scheidenden Coachs Uwe Wegmann mit für den Klassenerhalt verantwortlich war. Riedle beendet seine Spielerkarriere und wird künftig nur noch an der Seitenlinie tätig sein – in der neuen Saison als Co-Trainer der U19 von Borussia Mönchengladbach in der A-Junioren-Bundesliga.
Vor zwei Jahren holte Wegmann Riedle nach Wangen, beide kannten sich aus gemeinsamen Jahren beim SC Brühl in der Schweiz. Die Aufgabe für den Sohn des früheren Fußball-Weltmeisters Karl-Heinz Riedle war klar: Beim FCW wollte er einen Schritt zwischen seiner Spieler- und der Trainerkarriere vollziehen, indem er beides gleichzeitig machte: an der Seite des erfahrenen Wegmann lernen, auf dem Platz mit seiner Erfahrung führen. „Das war die absolut richtige Entscheidung“, sagt Riedle am Mittwoch über seine Zeit in Wangen. Wobei er zwei Einschränkungen macht: Erstens war er immer wieder verletzt und verpasste so unter anderem die Schlussphase der gerade zu Ende gegangenen Saison, zweitens musste er die Erfahrung eines Relegationsspiels machen. „Ich bin in meiner Karriere nie abgestiegen“, sagt Riedle. Nie musste er in einem Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt bangen. Der vergangene Sonntag war also auch für ihn neu. Da nämlich musste sich der FC Wangen gegen die Young Boys Reutlingen wehren – schaffte aber dank guter Chancenverwertung einen 3:1-Sieg und darf auch künftig in der Verbandsliga spielen.
Riedle selbst war dazu verdammt, nur als Co-Trainer eingreifen zu können.
Nach einer Bänderverletzung früh in der Saison spielte er zuletzt wochenlang mit Schmerztabletten, bis die Ärzte ihm dazu rieten, seinem Körper die nötige Ruhe zu geben. Der Knöchel war dauerdick, so konnte es nicht weitergehen. „Das war eine schwere Entscheidung, aber sie war richtig“, blickt Riedle zurück. Helfen konnte er der Mannschaft ja trotzdem. An der Seite von Wegmann erlebte er die dramatischen letzten Wochen mit, musste den „psychologischen Knacks“ des verpassten direkten Klassenerhalts verdauen, war gefordert, als es darum ging, die Spieler wieder aufzurichten und auf die letzte große Aufgabe einzuschwören.
Am Sonntag im Leutkircher Stadion spürte Riedle mit allen anderen Wangenern noch einmal, was der Fußball an Emotionen bereithält. „Noch nie war es für mich so extrem“, blickt er auf die Situation des drohenden Abstiegs zurück. Umso größer war die Erleichterung: „Da ist der Druck von uns allen abgefallen.“ Nach dem Spiel ging es für die Wangener zurück ins heimische Allgäustadion, wo im Zelt noch lange bei Pizza und Getränken gefeiert wurde. In diesem Rahmen wurden auch die den Verein verlassenden Spieler verabschiedet. „Das war ein guter Abschluss“, blickt Riedle zurück.
Richtig Zeit zum Ausruhen hat er nach einer langen und aufregenden Saison nicht. Schon in zwei Wochen geht es nämlich in Mönchengladbach für ihn weiter. Er habe sich ganz normal bei der Borussia beworben – mit Lebenslauf und Anschreiben, erzählt Riedle, ebenso bei ein paar anderen Clubs. In Gladbach sei der Eindruck, auch beim Vorstellungsgespräch, der beste gewesen. Die Voraussetzungen, um dort im Jugendbereich arbeiten zu können, erfüllt Riedle gerade, indem er seinen B+-Schein macht. Aber nicht nur das fordert ihn, auch der Umzug von Oberstaufen nach Mönchengladbach muss organisiert werden.
Am 11. Juli tritt Alessandro Riedle dann an der Seite vom aus Cottbus gekommenen Coach Sebastian König seinen neuen Job an.
FC Wangen
Abgänge: Patrick Kramer, Daniel Mayländer (beide im Winter zum Studium, Florian Kohlhund (Studium), Julian Hinkel (SV Amtzell), Mateo Bukvic (Ziel unbekannt), Michael Schmid (FV Rot-Weiß Weiler), Alessandro Riedle (Borussia Mönchengladbach U19 Co-Trainer), Raúl da Cunha Soares (pausiert)
Zugänge: Jannek Brüderlin, Leon Pfeifer, Jannik Holzapfel (alle vom FC Memmingen), Alexander Honold (vom TSV Kottern), Luis Leupold (vom VfB Friedrichshafen), Kai Mähr (vom TSV Tettnang), Luca Spöri (vom SV Deuchelried), Kai Hermann (vom SV Beuren), David Stojak, Nils Oelmayer, Simon Straub (alle eigene Jugend).